Zollmuseum
Am 1. Januar 1993 ging in Habkirchen eine über 300jährige Zollgeschichte zu Ende. An diesem Tag wurden die Zollkontrollen zwischen den Staaten der Europäischen Union abgeschafft. An die wechselhafte Geschichte der saarländischen Grenzregion erinnert heute dieses in Südwestdeutschland einmalige kleine Zollmuseum mit zahlreichen interessanten Exponaten. Angeregt und betrieben wird das Zollmuseum vom Heimat- und Geschichtsverein Mandelbach-Habkirchen, dessen Mitglieder die Besucher ehrenamtlich durch das Haus führen.
Beschreibung
Die Blies bildet in Habkirchen die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich. Aber anders als sonst üblich, verläuft die Grenze nicht in der Mitte des Flusses. Stattdessen liegt die Blies komplett auf französischem Hoheitsgebiet. Die Reichsgräfin Marianne von der Leyen aus Blieskastel hatte diese Regelung 1781 in einem Vertrag mit dem französischen König Ludwig XVI. festgelegt. Die sonderbare Vereinbarung wurde auch auf dem Wiener Kongress nicht zurückgenommen und gilt deshalb bis heute. Dies wird auch durch den Grenzstein aus dem Jahr 1826, der auf deutscher Seite an der Brücke steht, bestätigt.
Bis zur französischen Revolution taten in der Zollstation hochgräflich leyische Zollbeamte ihren Dienst. Nachdem die linksrheinischen Gebiete 1801 im Vertrag von Luneville an Frankreich abgetreten wurden, verschwand auch die Zollstation wieder. Nach der Niederlage Napoleons kam die Pfalz 1816 zu Bayern. Ein original bayrisches Grenzschild aus dieser Zeit ist im Zollmuseum zu sehen. Auch ein weiteres Exponat des Museums stammt aus dieser Zeit: Eine Kopie des französischen Reisepasses von Karl Marx, der am 7. April 1848 über die Zollstelle Habkirchen nach Deutschland eingereist ist.
Eine andere interessante Geschichte ist die des Zollamtscontrolleurs Maximilian Weizenberg. Um den Beamten rankt sich die Legende, er sein ein unehelicher Spross aus dem bayrischen Hochadel gewesen. Im Zollmuseum ist von ihm eine Daguerreotypie aus der Pionierzeit der Fotografie zu sehen.
Nach dem deutsch-französischen Krieg wurde Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich einverleibt und die Zollstation in Habkirchen am 31. Dezember 1871 geschlossen. Die Grenzkontrollen lebten auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr auf, da das Saargebiet inzwischen dem französischen Wirtschaftsgebiet angeschlossen worden war. Erst nach der Volksabstimmung und der damit verbundenen Rückkehr des Saargebietes zum Deutschen Reich wurde der Zolldienst von 1935 bis zur Besetzung Frankreichs 1940 von der Reichszollverwaltung wieder aufgenommen.
Der Zweite Weltkrieg brachte der Bevölkerung in der Grenzregion große Not und Zerstörung. 1939 wurde die 200 Jahre alte Brücke zwischen Habkirchen und Frauenberg von den französischen Truppen gesprengt. Neunzig Prozent der beiden Orte waren 1945 am Ende des Krieges zerstört.
Am 1. November 1947 wurde das Saarland wirtschaftlich an Frankreich angegliedert. Mit der Ablehnung des Saarstatuts 1955 kam das Land aber schon 1959 wieder zurück zu Deutschland, so dass die Zollbeamten bis 1993 wieder gebraucht wurden. Heute erinnert nur noch das Zollmuseum, dass im April 2011 erweitert wurde, daran, dass hier einmal eine Zollstation gewesen ist.
Lebensgroße Puppen mit Original-Uniformen veranschaulichen heute das Auftreten und den Respekt einflößenden Status der Zöllner beider Seiten. Zahlreiche weitere Exponate, Fotos und Dokumente zeigen den Alltag in der Grenzregion. Aber auch die heutige Arbeit des Zolls, wie die Bekämpfung von Produktfälschungen, Drogenhandel, Schmuggel, Schwarzarbeit und Mindestlohn, kann man im Zollmuseum kennenlernen.
Kontakt
Adresse
Zollmuseum
Blieskasteler Straße 2
66399 Mandelbachtal
Verwaltungsadresse
66399 Mandelbachtal