Kostümführung Homburg

© Saarpfalz-Touristik, Eike Dubois

Erlebnisse einer Zofe 
bei Hofe  

Ein Kleid verändert ein ganzes Leben

Wer heute durch Blieskastel läuft, auf dem Karlsberg wandert, im Bliesgau spazieren geht oder die Stadt Saarbrücken besucht,  wird sich verwundert die Augen reiben. Es kann durchaus möglich sein, das man dort eine Person wie aus einer anderen Zeit antrifft. Es ist die Kammerzofe Henrietta in dem Gewand einer Zofe, nach eigenen Angaben 300 Jahre alt und diente vor langer Zeit der damaligen Herrschaft der Region. Sie hatte stets präsent und dienstbeflissen zu sein und das Wohl der Herrschaft stand an erster Stelle. Zu allem, was sie über Etikette, heimliche Liebschaften, dubiose Geschäfte und  kriminelle Aktivitäten wusste, musste sie stets Stillschweigen bewahren.

Henrietta, die Zofe bei Hofe, war überall dabei und sie wusste, dass auch das Leben der Gutbetuchten nicht immer einfach war. Alle ihr aufgetragen Arbeiten hat sie stets zur vollsten Zufriedenheit erledigt, doch ihr größter Wunsch war es, ein Kleid zu besitzen von raumgreifender Breite. Ein Kleid aus Samt und Seide, reich verziert mit edlen Spitzen und Borten  - das Kleid einer adligen Dame. Im Mai 1793 sollte Henriettas große Stunde schlagen. Französische Revolutionstruppen besetzten das Schloss in Blieskastel.  Einer drohenden Verhaftung konnte sich Gräfin Marianne von der Leyen nur durch eine Flucht in einfachen Magdkleidern entziehen. Henrietta, die sich bestens im Schloss auskannte, wusste genau wo sie das abgelegte gräfliche Kleid finden konnte. Ihr Plan stand fest. Sie wollte sich das Kleid holen, anziehen und huldvoll winkend durch die Stadt und an dem staunenden Volk vorbeischreiten. Doch plötzlich hörte sie eine innere Stimme, die ganz laut und deutlich zu ihr sprach: "Henrietta, mach das nicht, dass kann dir den Kopf kosten."

Sie blieb wie angewurzelt stehen.  Ihr war plötzlich klar geworden, dass man sie für eine Adlige hätte halten können. Zu Zeiten der französischen Revolution ein tödliches Unterfangen und deswegen ist die Gräfin auch unerkannt in Magdkleidern geflohen. So hat Henrietta ihr Zofengewand behalten, kann auch heute noch aus dem Nähkästchen plaudern, bricht ihr jahreslanges Schweigen und verrät so manches Geheimnis.


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