"Hänsel und Gretel" Felsrelief
Versteckt im Dickicht des Sengscheider Waldes, in der Nähe des St. Ingberter Wahrzeichens „Der Stiefeler Fels“, befindet sich eine heidnische Kultstätte unserer keltischen Vorfahren. Im Volksmund als "Hänsel und Gretel" bekannt, handelt es sich um ein bedeutendes Relikt der gallorömischen Kultur.
Beschreibung
In der Südwand eines großen Felsblocks, der an der Oberseite künstlich eingeebnet ist, sind zwei Figuren in dreiviertel Lebensgröße eingehauen, die eine faszinierende Geschichte erzählen. Diese Figuren sind etwa 15 Meter über der Talsohle in sanften Nischen eingehauen. Die rechte Figur, ein etwa 120 cm großer bartloser Mann, trägt einen bis zu den Knien reichenden Kittel. Er hat den rechten Arm erhoben, wobei der Oberarm fast waagerecht ist und der Unterarm im rechten Winkel nach oben zeigt. Augen und Mund sind als einfache Vertiefungen ausgebildet. Die weibliche Figur, ungefähr 100 cm groß, trägt ebenfalls ein langes Gewand. Sie hält vermutlich in der linken Hand einen Korb mit Früchten, und in ihrem seitwärts nach unten gestreckten Arm wird eine Opferschale vermutet. Aufgrund des hohen Verwitterungsgrades sind viele Deutungen möglich.
Das Felsrelief entstand im 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und steht in Verbindung mit Waldgottheiten aus dem gallorömischen Götterkreis. Historiker vermuten, dass die Figuren das keltische Götterpaar Sucellus und Nantosuelta darstellen könnten. Sucellus war der Gott des Waldes und der Landwirtschaft und wird oft mit den Attributen Bier, Wildschwein, Hammer und Weinamphoren dargestellt. Einen Hammer oder einen Stab könnte die Figur auch wirklich in der Hand halten. Nantosuelta wurde als Göttin der Natur, des Wassers und der Fruchtbarkeit verehrt. Sie symbolisiert häusliches Glück und Wohlstand.
Im Volksmund wird das Denkmal auch „Die Engelchen“ oder „Herr Rapp und seine Frau“ genannt. Die Bezeichnungen zeugen von der Verwurzelung des Denkmals in der lokalen Kultur und den vielen Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie zeigt, wie eng die Menschen einst mit der Natur und den Göttern verbunden waren
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66386 St. Ingbert